Sabine Friedrich
Prof. Dr. Sabine Friedrich
Das Verhältnis zwischen Literaturen und differenten Öffentlichkeiten beschäftigt mich seit einigen Jahren mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten. Zum einen analysiere ich neuartige Erzählformate, die sich in der zeitgenössischen Literatur unter dem Eindruck des medialen Wandels zunehmend verbreiten und die neu zugleich mit veränderten Rezeptionsbedingungen einhergehen. In den inter- bzw. transmedialen story worlds werden häufig die Konventionen der fiktionalen Kommunikation gebrochen und große Anforderungen an die Medienkompetenz des Publikums gestellt. Durch die Verlagerung der Erzählungen in digitale Formate ergeben sich fundamentale Veränderungen im Hinblick auf die Partizipationsmöglichkeiten. Fiktive Figuren kommunizieren auf social media accounts untereinander, aber auch mit den user.
Zum anderen beschäftige ich mich mit zeitgenössischen Formaten der Dokufiktion, die in der aktuellen Geschichtsvermittlung sehr präsent sind. Gerade angesichts ihrer ungeheuren Popularität stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten filmische und texuelle Dokufiktion im Rahmen von Geschichtsschreibung übernehmen kann bzw. darf. Einerseits ist es möglich über die Gestaltung der fiktionalen Diegese eine größere emotionale Beteiligung und damit auch ein größeres Interesse an historiographischen Themen zu erzeugen; andererseits stellt sich bei Dokufiktion die Frage nach der Manipulierbarkeit, der historiographischen Redlichkeit und der ethischen Verantwortung auf eine neuartige Weise. Schließlich untersuche ich die Entstehung und Wirkung von Skandalen im zeitgenössischen Kulturbetrieb. Dabei interessieren mich vor allem die Wechselwirkungen zwischen virulenten gesellschaftlichen Diskussionen und dem Provokationspotential, das im Rahmen künstlerischer Bearbeitungen dieser Diskussionen erzeugt wird.