Kurzes Erzählen im 21. Jahrhundert – Entstehungsbedingungen und Aneignungspotenziale kurzer Erzählformen in der Gegenwart.

Kurzes Erzählen im 21. Jahrhundert - Entstehungsbedingungen und Aneignungspotenziale von Kurzen Erzählformen in der Gegenwart.

Dissertation

Kurzes Erzählen im 21. Jahrhundert – Entstehungsbedingungen und Aneignungspotenziale kurzer Erzählformen in der Gegenwart.

Aufgrund der ihnen inhärenten Kürze ist davon auszugehen, dass kurze Erzählformen, wie die Kurzgeschichte, in ihrer Entstehung von formspezifischen Faktoren beeinflusst werden. In der Konstitutionsphase der deutschsprachigen Kurzgeschichte nach 1945 zählten unter anderem der vorherrschende Papiermangel und die kulturpolitische Einflussnahme der Alliierten auf die Publikations- und Presseorgane zu den positiven Förderfaktoren. Gleichzeitig wurden der narrativen Kurzprosa in dieser Periode besondere Wirkungspotenziale, verstanden als Effekte auf sie umgebende Umwelten haben können, zugeschrieben. Neben der Möglichkeit sich damit literarisch von einer nationalsozialistisch geprägten Vätergeneration abzugrenzen und einer besonderen Eignung zur Äußerung von Gesellschafts-/Gegenwartskritik, wurden der hohe didaktische Nutzen und die demokratische Grundkonstitution dieser Schreibweisen in der Forschung wiederholt benannt. Das vorliegende Dissertationsprojekt macht es sich zur Aufgabe, diese wie auch weitere Entstehungsbedingungen und Wirkungspotentiale kurzer Erzählformen im 21. Jahrhundert zu untersuchen. Hierfür wird zunächst das theoretische Verständnis dieser Formen ab 1945 fokussiert und gegenwärtigen Phänomenen in der Praxis nachgespürt, um Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis aufzuzeigen und auf dieser Basis einen Merkmalkatalog kurzer Erzählformen zu abstrahieren. Darauf aufbauend, wird der Versuch unternommen, die Entstehungsbedingungen und Wirkungspotenziale dieser Formen literaturhistorisch nachzuzeichnen und über einen generellen Zugriff auf das strukturelle Phänomen der Kürze, Hypothesen für die Analyse der gegenwärtigen Situation deduktiv abzuleiten. In der Folge werden diese Vorannahmen in einem zweigliedrigen Verfahren empirisch überprüft. Hierfür wird im ersten Schritt ein Metadatenkorpus mit Informationen zu kurzen Erzählformen in vier relevanten Publikationssegmenten (Buchmarkt, Zeitschriften, Wettbewerbe, Social-Reading-Plattformen) in Form einer Relationalen Datenbank zusammengetragen und empirisch ausgewertet. In einem zweiten Schritt wird ein Textkorpus zweiten Grades aus den beobachteten Hypothesen abgeleitet und mittels des computergestützten Verfahrens Topic Modeling untersucht, um so jene Hypothesen zu prüfen, die sich auf die stofflich-thematische Dimension beziehen. Zuletzt werden die Ergebnisse qualitativ ausgewertet, daraus gegenwärtige Entstehungsbedingungen und Wirkungspotenziale kurzer Erzählformen destilliert und anhand prototypischer Einzelfälle vorgestellt.