Christian Schicha
Prof. Dr. Christian Schicha
Die Herstellung von Öffentlichkeit über gesellschaftlich relevante Sachverhalte in freiheitlichen Demokratien vom Typ der Bundesrepublik Deutschland als politische Forderung gehört zu den zentralen Aufgaben von Medien. Die Öffentlichkeit wird als Kommunikationssystem interpretiert, in dem Informationen und Meinungen artikuliert sowie ausgetauscht werden. Zentral ist vor allem der offene Zugang zu Informationen ohne Blockaden. Die Herstellung von Öffentlichkeit im Verständnis einer Kontroll- und Kritikfunktion dient der Transparenz über gesellschaftlich relevante Entwicklungen, informiert über die Ziele von Interessensgemeinschaften und ist grundgesetzlich durch die Meinungs-, Rede-, Versammlungs-, Kunst- und Pressefreiheit geschützt.
Literatur ist ein Konsum- und Kunstgut. Sie wird geschrieben, verlegt, gekauft, gesammelt, gelesen und ist auf Vermittlung angewiesen. Sofern Literatur als fiktionale Kunstform interpretiert wird, die primär eine Unterhaltungsfunktion erfüllt, besitzt sie eine weniger relevante öffentliche Aufgabe als die Literatur, die kontrovers diskutiert wird und öffentliche Anschlussdiskurse generiert. Wenn Texte Anstoß erregen, wird der Ruf nach Verboten laut. Bücher wurden und werden verbrannt, zensiert und indiziert. Kritisiert werden gewalttätige und sexuelle Darstellungen ebenso wie kontroverse politische Stellungnahmen. Relevant sind auch Diskurse über kulturelle Aneignungen. Dann werden umstrittene literarische Werke ggf. nicht veröffentlicht oder Lesungen verhindert. Aus einer medienethischen Perspektive ist der Fokus auf die literarischen Werke besonders relevant, die kontroverse Debatten und Skandale ausgelöst haben sowie Forderungen nach Verboten oder Zensur nach sich zogen.