Annette Gilbert

Prof. Dr. Annette Gilbert

PI

Department Germanistik und Komparatistik
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur mit systematischem Schwerpunkt

Bismarckstr.1 (Postadresse)
91054 Erlangen

Annette Gilbert studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Osteuropastudien und Publizistik in Berlin, Paris und Kazan‘ (Russland) und ist nach universitären Stationen in Sibirien, Moskau, Göttingen, Berlin, Boulder/Colorado und Mainz nun Akademische Direktorin am Department für Germanistik und Komparatistik in Erlangen.

Als Literaturwissenschaftlerin gilt ihr besonderes Interesse der Medialität und Materialität von Literatur und Phänomenen im Grenzbereich von Kunst und Literatur. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der avantgardistischen und experimentellen Literatur und Kunst Europas und Amerikas. Auch wenn sich diese künstlerischen Versuchsanordnungen eher in den Randgebieten der literarischen Praxis – manche sogar außerhalb dieser – bewegen, können sie als substantieller Beitrag zur literarischen Grundlagenforschung gelesen werden, fördern sie doch die unterschwelligen Voraussetzungen, aber auch die neuralgischen Punkte und widersprüchlichen Aspekte unseres Umgangs mit Literatur zutage. Auf diese Weise tragen sie zur Diskussion grundsätzlicher, literaturtheoretischer Fragestellungen bei, etwa zur Autorschaft, zum Werkbegriff, zum Literaturverständnis, zu Original und Kopie.

Darüber hinaus beschäftigt sie sich seit Jahren mit den historischen Veränderungen von Kulturtechniken sowie Publikations- und Distributionspraktiken. Hier spielen Fragen von Öffentlichkeit, Veröffentlichen, Zirkulation, Zensur, Subversion, Underground, Samizdat, Urheberrecht hinein, die auch für das Graduiertenkolleg von zentralem Interesse sind. Derzeit bereitet sie eine Ausstellung zu künstlerischen Print-on-Demand-Projekten für das Deutsche Schrift- und Buchmuseum der DNB Leipzig sowie Forschungsprojekte zum Wissen der digitalen Literatur und zur Erschließung einer in ihrem Bestand einzigartigen Raubdrucksammlung vor, die vor dem Hintergrund digitaler Schattenbibliotheken der Gegenwart – die sich auch in akademischen Kreisen großer Beliebtheit erfreuen – nichts an Relevanz verloren hat.

 

Veröffentlichungen zum Thema Literatur und Öffentlichkeit aus den letzten Jahren:

 

  • Library of Artistic Print on Demand. Post-Digital Publishing in Times of Platform Capitalism, zs. mit Andreas Bülhoff, Leipzig: Spector Books 2023.
  • Literature’s Elsewheres. The Necessity of Radical Literary Practices, Cambridge, Mass.: MIT Press 2022.
  • Digitale Literatur II, zs. mit Hannes Bajohr, München: Text + Kritik. Sonderband, München: edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag 2021.
  • Die Zukünfte des Werks. Kleiner Abriss der Gegenwartsliteratur mit Blick auf die Werkdebatte von Morgen. In: Gilbert, Annette/Spoerhase, Carlos/Danneberg, Lutz (Hgg.): Das Werk: Verschwinden und Fortwirken eines Grundbegriffs, Berlin/Boston: de Gruyter 2019, 495–555.
  • Unter dem Underground- und Selbstpublikationen 1965–75, zs. mit Jan-Frederik Bandel und Tania Prill, Leipzig: Spector Books 2017.
  • Publishing as Artistic Practice, Berlin: Sternberg Press 2016.