Annette Gilbert

Prof. Dr. Annette Gilbert

PI

Department Germanistik und Komparatistik
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur mit systematischem Schwerpunkt

Raum: Raum 1.006, Bismarckstr. 6 (Büroadresse)
Bismarckstr.1 (Postadresse)
91054 Erlangen

Annette Gilbert studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Osteuropastudien und Publizistik in Berlin, Paris und Kazan‘ (Russland) und ist nach universitären Stationen in Sibirien, Moskau, Göttingen, Berlin, Boulder/Colorado und Mainz nun Akademische Direktorin am Department für Germanistik und Komparatistik in Erlangen.

Als Literaturwissenschaftlerin gilt ihr besonderes Interesse der Medialität und Materialität von Literatur und Phänomenen im Grenzbereich von Kunst und Literatur. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der avantgardistischen und experimentellen Literatur und Kunst Europas und Amerikas. Auch wenn sich diese künstlerischen Versuchsanordnungen eher in den Randgebieten der literarischen Praxis – manche sogar außerhalb dieser – bewegen, können sie als substantieller Beitrag zur literarischen Grundlagenforschung gelesen werden, fördern sie doch die unterschwelligen Voraussetzungen, aber auch die neuralgischen Punkte und widersprüchlichen Aspekte unseres Umgangs mit Literatur zutage. Auf diese Weise tragen sie zur Diskussion grundsätzlicher, literaturtheoretischer Fragestellungen bei, etwa zur Autorschaft, zum Werkbegriff, zum Literaturverständnis, zu Original und Kopie.

Darüber hinaus beschäftigt sie sich seit Jahren mit den historischen Veränderungen von Kulturtechniken sowie Publikations- und Distributionspraktiken. Hier spielen Fragen von Öffentlichkeit, Veröffentlichen, Zirkulation, Zensur, Subversion, Underground, Samizdat, Urheberrecht hinein, die auch für das Graduiertenkolleg von zentralem Interesse sind. Nach einem Forschungsprojekt zu künstlerischen Print-on-Demand-Publikationen mit Ausstellungen in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig (2023) und der Villa Stuck München (2024) leitet sie derzeit das DFG-Netzwerk „Das Wissen der digitalen Literatur“. Außerdem arbeitet sie zur Wikipedia als neuer Konsekrationsinstanz im literarischen Feld und zur studentischen Raubdruckbewegung der 1968er, die vor dem Hintergrund digitaler Schattenbibliotheken der Gegenwart (die sich auch in akademischen Kreisen großer Beliebtheit erfreuen) nichts an Relevanz verloren hat.

Veröffentlichungen zum Thema Literatur und Öffentlichkeit aus den letzten Jahren:

  • Library of Artistic Print on Demand, https://apod.li/ (Katalog Library of Artistic Print on Demand. Post-Digital Publishing in Times of Platform Capitalism, zs. mit Andreas Bülhoff, Leipzig: Spector Books (im Druck)).
  • Literature’s Elsewheres. The Necessity of Radical Literary Practices, Cambridge, Mass.: MIT Press 2022.
  • Digitale Literatur II, zs. mit Hannes Bajohr, München: Text + Kritik. Sonderband, München: edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag 2021.
  • Die Zukünfte des Werks. Kleiner Abriss der Gegenwartsliteratur mit Blick auf die Werkdebatte von Morgen. In: Gilbert, Annette/Spoerhase, Carlos/Danneberg, Lutz (Hgg.): Das Werk: Verschwinden und Fortwirken eines Grundbegriffs, Berlin/Boston: de Gruyter 2019, 495–555.
  • Unter dem Radar. Underground- und Selbstpublikationen 1965–75, zs. mit Jan-Frederik Bandel und Tania Prill, Leipzig: Spector Books 2017.
  • Publishing as Artistic Practice, Berlin: Sternberg Press 2016.