DFG-Netzwerk »Das Wissen der digitalen Literatur« bewilligt
Die DFG hat ein Wissenschaftliches Netzwerk zum Thema »Das Wissen der digitalen Literatur« bewilligt. Antragstellerin ist Prof. Dr. Annette Gilbert.
Digitale Literatur – wesentlich mit Computern hervorgebrachte Literatur – hat in den letzten Jahren erheblichen Auftrieb erfahren, wozu sowohl neue Techniken (Künstliche Intelligenz und Natural Language Processing) als auch ein erweitertes literarisches Betätigungsfeld (Soziale Medien) beigetragen haben. Das Netzwerk will die zeitgenössische digitale Literatur auf ihre epistemischen, hermeneutischen und didaktischen Funktionen und Potentiale untersuchen. Ausgangsüberlegung ist dabei, dass in keinem anderen literarischen Feld Fachwissen und Textherstellung so enge Symbiosen eingehen wie in der computergestützten Literaturproduktion. Ihr Erkenntnisinteresse ist oft von einem hohen Grad an ästhetisch vermittelter Medienreflexion geprägt, während ihre Methoden – die in Digitalität vor allem einen textlichen Zustand erkennen – häufig denen der Digital Humanities, Medienarchäologie und KI-Forschung ähnlich sind. Digitale Literatur ist daher, so die These des Netzwerks, bereits vor aller literatur- und medienwissenschaftlichen Analyse und Interpretation selbst schon Wissensproduktion. Was die digitale Literatur weiß – über Literatur und Text wie über Digitalität und ihre Materialität, Medialität und Performanz –, soll daher in enger Verzahnung zwischen künstlerischer Praxis und ihrer Theoriebildung untersucht werden. Dafür braucht es den flexiblen organisatorischen Rahmen eines Netzwerks, an dem neben Wissenschaftler:innen wesentlich auch Praktiker:innen beteiligt sind, zumal gerade im Bereich digitaler Literatur viele Akteur:innen forschend und künstlerisch zugleich tätig sind und somit zwischen Forschung- und Kunstproduktion nicht mehr gewinnbringend unterschieden werden kann. Als medienreflexive Praxis mit multimodalem Output bedarf digitale Literatur zudem zwingend multidisziplinärer Zugänge, weshalb Wissenschaftler:innen aus einer Vielzahl von Feldern (Literatur- und Medienwissenschaft, Digital Humanities, Critical Code Studies, Design Studies, Linguistik, Interface Studies, Künstliche Intelligenz, Wissenschaftsforschung, Informatik, Philosophie, Soziologie) in einen Dialog kommen sollen.